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2010



Meisterschüler
@ Festsaal der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig



Wir haben es hier mit Echtholzparkett in Schiffsbodenverlegung zu tun. Es ist ein
Raum, kein klassischer white cube (siehe Waschbecken), es ist ein Raum, der
verschiedene Nutzungen zuläßt – siehe die jährlichen Rundgangspräsenatationen der
Klasse für Medienkunst. Der zur teilweisen Verdopplung des Bodens installierte
doppelte Boden ist ein sehr präsenter Eingriff. Er umfasst alle hier präsentierten
Arbeiten. Durch einen Materialwechsel von Eiche zu Laminat werden zwei Stränge
eröffnet. Zum einen wird eine billige Kopie erstellt, zum anderen dieses massenhaft
im Umlauf befindliche Material überhöht. Dies geschieht dadurch, dass ich die
einzelnen Laminatteile in sich selbst zerlegt habe und nun zur visuellen
Deckungsgleichheit mit der Vorlage bringen möchte. Das Material wird hier wie
folgend die Kabelbinder zum Modul.

Die Glasarbeit greift durch seine materiellen Bestandteile die Grundmaterialien
Metall, Glas und Beton auf. Diese monolithisch im Raum stehenden Texttafeln sind
gesandstrahlt und geben ein Zitat von Thom Mayne einem amerikanischen Architekten
wieder. Der Text enstatmmt einem Interview, welches 1994 gegeben wurde. Jedoch muss
man sich, um den Text gut lesen zu können, auf die Skulptur einlassen, und diese
betreten. Der Kalifornier, der laut Wikipedia von der Pritzker-Jury auch als
Innovator, mit einem "rebellischen Geist und Leidenschaft für Veränderung" beschrieben
wird, fällt auch hier dadurch auf, ein eher künstleriches Herangehen auszudrücken.
Der Schlussatz, er begänne immer mit einer völligen Leere, ist beeindruckend.
Handelt es sich doch um Architektur.
Als Dienstleistung verortet innerhalb diverser Verpflichtungen - Richtung Kunde,
Design, Statik und der Verantwortung gegenüber einem Gelingen des Bauwerkes selbst.
In der geometrischen Form, in die der gewählte Text beide male einläuft, können
wir weiter die Arbeiten Modul 303 und Modul 10X sehen. Dabei habe ich zum einen
die modulare Struktur eines Materials gebrochen und schreibe ihm die Fähigkeit
der Kombination zu – hin zum Ornament. Die Farbfläche ist direkt auf die Wand
aufgebracht, während die Kabelbinder einzeln auf der Wand schweben.

Zu der hier an der Wand lehnenden Arbeit ohne Titel möchte ich nur anbringen,
dass der Bildträger mit den Sägeschnitten gefunden wurde. Meine Arbeit bestand
darin, es zu rahmen und widerum auf diese Stelen zu stellen, wodurch es zu einer
Mischform weg von der Wand hin zu so etwas wie einer Meinungstafel/ Propagandawand
wird. Zum länger Herumtragen ist es zu schwer. Die Arbeit ist in Nähe zum Glas
als auch in Nähe zur Wand gesetzt. Aber gleichzeitig dem Kontext seines Ursprunges
entrissen und dem Kontext seiner intendierten Verwendung sozusagen ein Leben im
Museum hintenangestellt.
Die Sprüharbeit OLAF trägt ebenfalls keinen Titel. Es ist kein klassischer Rahmen
mit Leinwand bespannt. Die Leisten sind dieselben, wie im Boden verwendet. Und
dass da nun Olaf steht, und hier hängt, möchte ich mit Zeit besetzen. Wir haben
insgesamt eine aufwändig gestaltete skulpturale raumgreifende Installation im
Gegensatz zu einer solch schnell erzeugten gestischen Arbeit, einem Tag, einem
Grafitto, einem dilletantischen dazu.
Ich komme zur letzten Arbeit, der radierten Liza Minelli. Umgesetzt habe diese
Druckgrafik, weil ich eines Tages in einem Katalog Andy Warhols der Liza Minelli
den Mund ausradiert habe. Das im popkulturellen Bereich sehr präsente Bild Liza
Minellis wurde durch die minimale Veränderung des Mundes noch weiter verändert.
J.P. im März 2010